Daniela Colombo

Stücke I

EINS betrachtet ZWEI von oben bis unten. Geht näher ran, weiter weg, wieder näher ran.

EINS: Sie haben eine Steinhaut.

Sie sind schön.

ZWEI: Und Sie sind forsch. Muss ich mich meiner Haut erwehren?

EINS: Entschuldigen Sie.

Ich hoffte, bei Ihnen einen Stein im Brett zu haben.

ZWEI: Da müssen Sie sich anstrengen.

EINS: So ist noch nichts verloren. Darf ich mich zu Ihnen gesellen?

ZWEI: Sie wollen sich mit mir vermörteln?

EINS: Wenn Sie so schauen, ist es zum Steine erweichen.

ZWEI: Kommen Sie – aber halten Sie die Klappe.

Stücke II

Psychiater: Was führt Sie zu mir?

Schloss (zögernd): Ich weiss nicht, was ich bin.

Psychiater: Erzählen Sie.

Schloss: Bin ich ein Schloss oder eine Burg?

Psychiater: Ist das wichtig für Sie?

Schloss: Das entscheidet doch darüber, wer ich bin. Was der Sinn meines Lebens ist. Bin ich eine Burg, muss ich wehrhaft denken. Als Schloss wäre es luftiger, tänzerischer.

Psychiater: Haben Sie diese Krise schon lange?

Schloss (seufzt): Seit Jahrhunderten.

Psychiater: Fahren Sie fort.

Schloss: Es gab eine Zeit, da kämpfte ich ums Überleben. Und man hat mich gezwungen, ein Gefängnis zu sein.

Psychiater: Was hat Sie gerettet?

Schloss: Dass die Menschen meine Schönheit erkannt haben.

Als Briefmarke reiste ich durch die Welt.

Psychiater: Wenn Sie sich im See spiegeln, empfinden Sie sich dann als schön?

Schloss: Äusserlich schon, aber im Moment leide ich an innerer Leere.

All die wechselnden Ansprüche durch die Jahrhunderte, das ist anstrengend.

Psychiater: Versuchen Sie für den Moment alles zu vergessen, was von aussen an Sie herangetragen wird.

Wenn Sie in sich hineinhorchen, was möchten Sie am liebsten sein?

Schloss: Ich glaube,

ein LUFTSCHLOSS.