EINS betrachtet ZWEI von oben bis unten. Geht näher ran, weiter weg, wieder näher ran.
EINS: Sie haben eine Steinhaut.
Sie sind schön.
ZWEI: Und Sie sind forsch. Muss ich mich meiner Haut erwehren?
EINS: Entschuldigen Sie.
Ich hoffte, bei Ihnen einen Stein im Brett zu haben.
ZWEI: Da müssen Sie sich anstrengen.
EINS: So ist noch nichts verloren. Darf ich mich zu Ihnen gesellen?
ZWEI: Sie wollen sich mit mir vermörteln?
EINS: Wenn Sie so schauen, ist es zum Steine erweichen.
ZWEI: Kommen Sie – aber halten Sie die Klappe.
Psychiater: Was führt Sie zu mir?
Schloss (zögernd): Ich weiss nicht, was ich bin.
Psychiater: Erzählen Sie.
Schloss: Bin ich ein Schloss oder eine Burg?
Psychiater: Ist das wichtig für Sie?
Schloss: Das entscheidet doch darüber, wer ich bin. Was der Sinn meines Lebens ist. Bin ich eine Burg, muss ich wehrhaft denken. Als Schloss wäre es luftiger, tänzerischer.
Psychiater: Haben Sie diese Krise schon lange?
Schloss (seufzt): Seit Jahrhunderten.
Psychiater: Fahren Sie fort.
Schloss: Es gab eine Zeit, da kämpfte ich ums Überleben. Und man hat mich gezwungen, ein Gefängnis zu sein.
Psychiater: Was hat Sie gerettet?
Schloss: Dass die Menschen meine Schönheit erkannt haben.
Als Briefmarke reiste ich durch die Welt.
Psychiater: Wenn Sie sich im See spiegeln, empfinden Sie sich dann als schön?
Schloss: Äusserlich schon, aber im Moment leide ich an innerer Leere.
All die wechselnden Ansprüche durch die Jahrhunderte, das ist anstrengend.
Psychiater: Versuchen Sie für den Moment alles zu vergessen, was von aussen an Sie herangetragen wird.
Wenn Sie in sich hineinhorchen, was möchten Sie am liebsten sein?
Schloss: Ich glaube,
ein LUFTSCHLOSS.